Das ist genau das, wo mein Herz als Inneneinrichterin sagt: „Super, genau das möchte ich erreichen.“ IKEA Interior-Designerin Rilana Funabiki im Interview.

veröffentlicht in Produkt- und Einrichtungs Tipps am 23.10.2018

Wir haben für IKEA Wien Vösendorf in der SCS Schauräume für die Herbst- und Wintersaison 2018/2019 mit Wohngesund Parkettböden ausgestattet. Dort haben wir auch Rilana Funabiki zum Interview getroffen und für euch gefragt, worauf es beim Einrichten und Dekorieren wirklich ankommt. Sie hat uns dabei auf eine ganz besondere Reise mitgenommen. Vor Ort hat sie uns gezeigt, wie man Raumfarben optimal kombiniert, wie man mit kleinen Mitteln eine große Wirkung erzielen kann und dass beim Bodenkauf immer auch ein Gesamtkonzept dahinter stecken sollte.

Jeder kennt sie und am liebsten würde man sofort einziehen, in die perfekt eingerichteten Schauräume bei IKEA. Was ist das Geheimnis dahinter?
Wir haben über 10.000 Artikel in unserem Sortiment, also eine sehr breite Auswahl an Produkten. Und natürlich ist bei so vielen Produkten für jeden etwas dabei. Ich denke, das Besondere ist, dass wir nicht nur Möbel zeigen, sondern reale Alltagssituationen. Das ist ein großer Unterschied.

„Wir möchten, dass unsere Kunden sich hinsetzen, es anfassen, es erleben.“

Wenn Sie einen Schauraum gestalten, wie gehen Sie da vor?
Dass wir uns nicht nur fragen, welches Produkt wir ausstellen möchten.
Unsere erste Frage ist immer: „Wer wohnt hier eigentlich und was sind die Bedürfnisse der Menschen, die hier wohnen?“

Wenn wir designen, dann geht es nicht einfach nur darum, ein Sofa zu zeigen und zu sagen, dass wir dieses Sofa im Sortiment haben. Es geht vielmehr darum: „Wir haben dieses Sofa für dich mit deiner Lebenssituation. Wir hoffen, dass du dich wohl damit fühlst, es so benutzt, wie du es benutzen möchtest.“

„In Japan, wo ich vorher war, war das sehr schön. Da haben sich die Leute vor den Schauräumen manchmal wirklich die Schuhe ausgezogen. Das ist dort ja üblich.“

Und wenn Kinder gespielt haben, haben sie sich einfach die Schuhe ausgezogen. Dann sind sie rein, haben sich hingesetzt und gelesen. Und das ist genau das, wo mein Herz als Inneneinrichterin sagt: „Super, genau das möchte ich erreichen.“ Dass die Menschen die hierherkommen uns sagen: „Ich fühl mich einfach wohl, ich hab Spaß dabei.“

Welche Fehler werden Ihrer Meinung nach bei Wohnungseinrichtungen am häufigsten gemacht?
Ich denke, dafür gibt es keine allgemeine Antwort. Ein Raum mit vielen Farben kann zum Beispiel leicht chaotisch wirken, aber auch sehr harmonisch sein. Wenn man natürlich zu viele verschiedene Muster in einem Zimmer hat, wird es sehr unruhig und wirkt überladen. Die Reize sind dann einfach zu viel.

Was sind die wichtigsten Fragen, die man sich selbst beantworten sollte, bevor man seine Wohnung neu einrichtet oder dekoriert?
Gerade bei der Wohnungseinrichtung ist es so, dass man ein größeres Möbelstück ja oft für einen längeren Zeitraum kauft. Man möchte einrichten, man möchte ankommen, man möchte sich wohlfühlen.

Dass man sich einfach bei einigen Möbelstücken fragt, „Wie benutze ich das?“ „Passt das zu mir und meinen alltäglichen Aktivitäten?“ Wenn man sich nicht sicher ist und man will sich neu einrichten, sich zu fragen: „Wie leb ich eigentlich gerade?“ „Passt das Design, das ich so schön finde, auch in meinen Alltag?“

Was wäre der nächste Schritt?
Dass man sich dieses eine Zimmer vornimmt, das Wohnzimmer oder das Schlafzimmer, wo man sich eben am meisten aufhält, und dann erst mal überlegt, okay, „Was sind die Hauptmöbel in diesem Raum, was brauche ich.“

„Man muss nicht immer alles gleich austauschen. Man kann sehr schön mit Akzenten arbeiten.“

Wie schafft man es, dass kleine Veränderungen beim Interieur eine große Wirkung auf die Wohnatmosphäre haben können?
Pflanzen, Bücher, Lichtquellen und Textilien sind etwas, womit man sehr schön arbeiten kann. Das geht natürlich auch mit Bildern oder Bilderrahmen. Das sind kleine Dinge, die man im Alltag und je nach Saison einfach ändern kann, ohne jetzt groß die gesamte Einrichtung auszutauschen.

Haben Sie da ein paar Beispiele?
Im Frühling kann man mehr mit Textilien und helleren Farben arbeiten, mehr Blumen in den Raum hineinstellen. Man könnte auch Vasen, also Glas, helle Glasfarben benutzen und den Raum durch größere Lichtquellen heller gestalten. Im Winter oder im Herbst, wenn man nicht mehr so viel draußen ist, kann man dann sehr schön mit Kerzen dekorieren.

Im Winter läuft man wahrscheinlich lieber auf einem etwas dickeren, wolligen und warmen Teppich. Und im Sommer, wenn man nicht gerade diesen Wollteppich unter den Füßen haben möchte, nimmt man beispielsweise einen Bambusteppich oder einen dünneren Teppich, der im Winter wieder weggerollt wird. Und das sind ganz kleine Dinge, die jeder zu Hause selbst gestalten kann.

„Das ist halt etwas, da muss man nicht Interior Designer dafür sein.“

Welche Wirkung kann man mit Licht erzielen?
Man kann gut mit direktem und indirektem Licht gestalten. Im Sommer ist es natürlich so, dass es draußen lange hell ist und man nicht so starke Lichtquellen benötigt.

Gerade im Winter will man dieses Gemütliche. Dann arbeitet man viel mit diesen kleineren, indirekten Lichtquellen. Und das ist halt etwas, da muss man nicht Interior Designer dafür sein, da kann man ganz nach seinem Geschmack gehen.

„Es gibt ganz einfache Mittel, die man zu Hause leicht selbst ausprobieren kann.“

Ein ganz tolles Do-it-yourself für indirektes Licht kann man mit Pflanzen und Lichterketten umsetzen. Einfach am Boden entlang legen und dann hinter die Blumentöpfe oder um die Blumentöpfe herum legen.

Eine ganz große Wirkung lässt sich erzielen, wenn man im Frühjahr Teppiche und Kissenbezüge austauscht. Eine andere Farbe und dann vielleicht noch mit Blumen, Vasen oder Gläsern kleine Dekorationsakzente setzen.

Bei IKEA sieht man oft unterschiedliche Wohnbereiche in einem einzigen Raum. Wie schafft man da Übergänge?
Man kann Räume sehr schön abtrennen, ohne dort jetzt gleich eine Wand hinzustellen. Sehr gut kann man zum Beispiel mit Teppichen und Farben abtrennen und so leichte Unterschiede schaffen.

Auch hier ein interessanter Raum, wo der Wohnbereich mit einem Arbeitsbereich kombiniert wird. Beide Aktivitäten finden im gleichen Zimmer statt. Das ist halt auch auf kleinem Raum sehr gut möglich.

„Man muss beim Bodenkauf nicht nur den Boden aussuchen. Man muss den Raum dabei als Ganzes sehen.“

Thema Boden: helles oder dunkles Parkett? Was passt am besten zu welchen Möbeln?
Man muss einen Raum immer als Gesamtkonzept sehen. Also beim Bodenkauf nicht nur den Boden aussuchen, sondern den Raum als Ganzes sehen. Wie ist der Raum, ist er hell? Welche Farben haben meine vorhandenen Möbel, die ja auch zum Parkett passen sollten. Beim Bodenkauf kommen aber noch sehr viele andere Kriterien dazu.

Wenn man jetzt Kinder hat, die dann darauf laufen, wenn der Boden viel beansprucht wird, oder wenn man sehr sehr helle Böden nimmt, wo man den Schmutz schneller sehen kann.

Hier ist es wichtig, dass es keinen zu starken Kontrast gibt, der dem Auge wehtut. Trotzdem sind Übergänge wichtig. Bei der Teppich- und der Bodenfarbe sollte immer eine Akzentuierung da sein.

Wie wichtig sind Farben bei der Einrichtung?
Dieses Zimmer ist ein sehr, sehr schönes Beispiel dafür. Hier kann man sehr gut erklären, wie wir mit Farben arbeiten. Bodenfarbe, Wandfarben und dann ist natürlich immer die Frage da: „Wie kombiniere ich das mit meinen Möbeln?“

Oftmals ist es so, dass es eine Hauptfarbe im Raum gibt, in diesem Fall wäre das jetzt dieses Taubenblau. Dieses Blau, dieser Akzent, findet sich immer wieder im Raum. In der Wandfarbe, an den Türen der Schrankeinheit, auf den Textilien. Als Komplementärfarbe kommt Braun dazu. Oft wird dieses Taubenblau als etwas kalt bezeichnet, aber durch die Kombination mit dem Braun, einer sehr warmen Farbe, hat das eine gewisse Atmosphäre.

Dieses leicht grau melierte auf dem Sofabezug findet sich dann im Kissenbezug oder der Überwurfdecke als Akzent wieder. Und dann noch Kerzen, die man einfach auf den Tisch stellt. Da Blau eine sehr starke Farbe ist, das Pink nur als kleinen Akzent reinsetzen.

Wie kann ich Farben im Essbereich einsetzen?
Im Essbereich des Wohnraums können mit dem Geschirr, mit Textilien, Tischdecken oder auch mit einer Blumenvase Farbakzente gesetzt werden.

Sehr viel designen kann man mit Servietten. Wenn man weißes Geschirr zu Hause hat und im Winter eine etwas wärmere Atmosphäre haben möchte, nimmt man statt der blauen Servietten einfach leicht rosafarbene oder weinrote Servietten. Genauso gut können Blumenmuster dazu verwendet werden, je nach Stil. Man kann so sehr viel akzentuieren und dekorieren.

„Vielleicht als Kontrast noch mal dieses Zimmer jetzt als Gegensatz zu dem blauen Zimmer.“

Es ist ein komplett anderer Stil, ja Landhausstil könnte man dazu sagen. Es ist sehr hell und lichtdurchflutet. Auch die Möbel, die Holzvertäfelung sind hell, in Weiß gehalten. Helles Parkett, ein leicht braun-beige meliertes Sofa und blaue Akzente. Wenn man hier zum Beispiel ein weißes Parkett reinlegen würde, könnte man mit dem Teppich zusätzlich einen Akzent setzen.

„Das Schöne ist halt auch, edel wird nicht allein durch den Preis bestimmt. Man kann etwas sehr edel und qualitativ hochwertig aussehen lassen und man muss dafür nicht gleich im Lotto gewinnen.“

Eine Hauptfarbe, die hier verwendet wird, ist Grün, ein leichtes Graugrün. Das Grün des Sofas findet sich als Akzent in den Vorhängen, den Kissenbezügen und dem graugrünen Teppich wieder. Dunkle Holzmöbel und dann an der Wand die helle, weiße Kombination dazu. Das heißt, die Möbel müssen nicht alle die gleiche Farbe haben. Die Frage ist: „Wie akzentuiere ich das im Raum?“ „Passt das zusammen?“

Wie ich vorhin schon erzählt habe, kann man mit Bilderrahmen tolle Effekte erzielen. Hier haben wir auch Kerzen, wo sich dieses Grüne und leicht Pinke wiederfinden. Im Winter passen sehr gut Samtstoffe in den Raum, im Sommer dann eher Baumwolle, also wirklich leichte Stoffe.

„Es kommt darauf an, wie man mit den Materialien, dem Licht arbeitet.“

Hier zwei schöne Beispiele für indirektes Licht. Im Schrank hinter den Glastüren, oder mit einer Stehlampe, hat man abends oder gerade im Winter, wenn es ein bisschen dunkler wird, noch eine zusätzliche Lichtquelle im Raum.

„Ich finde dieses Zimmer unglaublich schön, weil alles miteinander harmoniert.“

Was muss man tun, damit eine Wohnungseinrichtung harmonisch wirkt?

Es ist gar nicht mein Stil, aber ich finde dieses Zimmer unglaublich schön, weil alles miteinander harmoniert. Man hat hier Farben wie Grün, Weinrot und ein Blumenmuster, die sich gegenseitig akzentuieren. Man kann also nicht nur mit Farben, sondern auch mit Mustern und Themen sehr schön arbeiten.

Als Thema haben wir hier Blumen. Auf einer Wand befindet sich ein wirklich großes Wandgemälde mit dem Blumenmuster, das sich dann im Sofaüberzug wiederfindet. Was auch gerade wieder modern wird, sind diese Wandgemälde.

„Menschen sind unglaublich verschieden, und so sind unsere Lösungen, unsere Produkte. Das ist das, was mich tagtäglich fasziniert“

Haben Sie ein IKEA Lieblingsprodukt?
Eine ganz schwierige Frage. Ich kann eigentlich nicht sagen, es gibt ein Lieblingsprodukt, es gibt so viele verschiedene. Viel mehr ist es die Vielfalt, die wir zeigen können, die Produkte, wirklich zugeschnitten auf jede einzelne Lebenssituation. Und es ist auch das Talent unserer Mitarbeiter, zu zeigen, was alles möglich ist.

Liebe Frau Funabiki, danke für dieses überaus interessante Gespräch und dass Sie uns auf diese spannende und informative Reise durch die IKEA Welt des Designs und der Farben mitgenommen haben.

Fotos: AbsolutText.at

veröffentlicht in Produkt- und Einrichtungs Tipps am 23.10.2018